Wie aus einer Pro-Trump-Webseite ein öffentlicher Aufruf gegen Hass und Lügen wurde
Unter der Ende Juli aufgeschalteten Internet-Adresse patriotlegaldefensefund.com wurden Anhängerinnen und Anhänger von Donald Trump aufgerufen, Geld zu spenden.
Die in einen entsprechenden Fond eingezahlten Beträge sollten angeblich für die juristische Verteidigung des 77-Jährigen verwendet werden. Doch seit dem Wochenende prangt dort eine völlig andere Botschaft. Und die ist definitiv nicht im Sinne des früheren US-Präsidenten.
Zur Begrüssung heisst es nun, man solle den «betrügerischen Patriot Legal Defense Fund» keinesfalls unterstützen. Und in Anspielung auf Trumps MAGA-Slogan (Make America Great Again) wird erklärt, Amerika sei bereits grossartig.
Laut Berichten war die Website bereits am vergangenen Freitagabend (US-Ortszeit) so abgeändert worden, dass von einem Cyberangriff auszugehen war. In der Fachsprache wird dies als Defacement (Verunstaltung) bezeichnet.
Demnach gelang es den Seiten-Administratoren bis am Montag nicht, die Kontrolle zurückzugewinnen. Jedenfalls prangt dort immer noch eine harsche Trump-Kritik. Und auch die Spenden-Links führen weiterhin zu Organisationen, die sich für Bürger- und Menschenrechte einsetzen.
In einem längeren Text auf der Website wird die Integrität des erneut angeklagten US-Politikers infrage gestellt:
Ehrlichkeit ist wirklich wichtig. Wenn ein Anführer nicht ehrlich ist, ist es schwierig, ihm zu vertrauen, und das macht ihn gefährlich. Unsere Verfassung hilft uns, wenn es schwierig wird und wir uns über unsere Führer nicht sicher sind. Wir müssen sicherstellen, dass jeder die Wahrheit sagt und das Richtige tut.»
Hintergrund unklar
Wer hinter patriotlegaldefensefund.com steht, ist nicht klar. Zunächst hiess es, dabei handle es sich um ein Unterstützungskomitee, das nicht direkt mit Trump zu tun habe.
CBS News berichtete Ende Juli, dass mit dem gesammelten Geld nicht die Anwaltskosten für Trump und seine Familie bezahlt werden sollen, sondern die von Trumps Verbündeten und Mitarbeitenden. Allerdings führte ein Link, der unten auf der Website platziert ist, direkt zu Trumps persönlicher Website für den Präsidentschaftswahlkampf 2024.
Hinter dem Rechtsverteidigungsfonds soll laut CBS News der langjährige Trump-Berater Michael Glassner stecken. Die Gründung sei zu einem Zeitpunkt erfolgt, als der ehemalige Präsident und einige seiner Mitarbeiter in mehrere strafrechtliche Ermittlungen und Fälle verwickelt seien.
Die administrativen und technischen Kontaktdaten der registrierten Domain sind anonymisiert, und es scheine keinen gültigen Pressekontakt für den Fonds zu geben, so Forbes.
Trump ist der erste Ex-Präsident in der US-Geschichte, der sich wegen mutmasslicher Straftaten vor Gericht verantworten muss. Insgesamt gibt es vier Anklagen gegen ihn.
Trumps Ankündigung kommt nicht überraschend. Medien hatten bereits zuvor unter Berufung auf mit der Angelegenheit befasste Personen berichtet, dass Trump am Mittwoch nicht dabei sein werde. Auch Trump hatte die Entscheidung bereits angedeutet. Spekuliert wurde darüber, ob Trump stattdessen dem kürzlich von Fox News gefeuerten Moderator Tucker Carlson ein Interview geben könnte. Das wäre ein Affront gegen die Republikanische Partei und den rechten Fernsehsender.
Quellen
Mit Material von Keystone-SDA
- forbes.com: Has Trump's Patriot Legal Defense Fund Website Been Hacked? (20. August)
- cbsnews.com: Trump allies form new legal defense fund (31. Juli)
(dsc)
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